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Soulrider @ Fort William

17. Juni 2012 in Rennen und Events

Soulrider @ Fort William
08.-10.06.2012 // Schottland

Der 3. Lauf des UCI Worldcups in Fort William und die Soulrider, Markus (Root) und meine Wenigkeit Philipp (Pi), waren vor Ort!

Seit nun Zehn Jahren ist Fort William unregel-
mässig Austragungsort, was für entsprechende Furore sorgte. Zumal eine bestimmte Fackel zu Besuch kam…

Zuallererst ist zu bemerken, dass es über das Wochenende eigentlich drei Strecken zu sehen gab:

– Fort William leicht feucht
– Fort William staubtrocken
– Fort William Worldcup Mud Edition ©

Im aktuellen Zustand misst die Strecke um die 2,82 Km, und vernichtet bis zur Talstation knappe 555 Höhenmeter. Es geht los mit hartsandigen Anliegern, Switchbacks, kleinen Sprüngen und Northshores, und wechselt recht schnell zu satt verblockten Passagen, spitzen Steinen, Felsplatten und grossen Absätzen. Passiert man die Baumgrenze kommt eine neu angelegte Passage, mit frischen Wurzeln und roher Erde, weiteren Holzbauten und einem Roadgap, das den Fahrer, via Anlieger, über einen Show-Off Table an einem Wallride vorbei jagt, wo sie ein Speedkicker schliesslich in den grünen Tunnel schiesst. Hier folgen wieder einige technische Passagen, jedoch wird es flacher und zehrt deutlich an der Ausdauer. Über einen Brückensprung erreicht man die Jumpsection, eine Jumpline auf nahezu flachem Terrain. Hier zeigte sich wer bis zuletzt mit seinen Kräften hauszuhalten wusste. Beginnend mit einem Hipjump, folgt ein 12m Stepdown, zwei Tables 18m und 16m, die ein gewisser Brite gern zur Profilierung heranzog, erneut 12m Stepdown und jenes berüchtigte Kanonenrohr, ein gewaltiger Kicker der den Fahrern bei sachgemässer Nutzung über die Kuppe in den Abhang Richtung Ziel jagt.

Über die vorangehende Woche herrschte in Fort William Sonnenschein, so konnten wir den Track noch im Ursprungszustand bewundern, als wir uns am Donnerstag zum Trackwalk dazumogelten. Die brandneue Jumpsection, kurz vor dem Kanonenrohr zum Ziel wurde sogar noch künstlich befeuchtet.

In der Nacht zum Freitag gingen dann doch einige Schauer nieder, der den Boden optimal griffig machte. Die oberen Regionen des Aonach Mòr (der Berg to be), Torfiger Boden wie fast überall, waren dementsprechend für uns Fussgänger eher fordernd. Lange konnten wir nicht bleiben, das ist Midgesland!

Freitag. Nachts gab es einige leichte Schauer, die Strecke war leicht feucht, also in perfektem Zustand. Die Fahrer gingen mit Elan ans Training, einige hatten direkt ihren Spass. Die ersten, felsigen Sektionen der Strecke stellten sich als knifflig heraus, hier gab es leider die ersten Verletzten. Im Timed Training standen Danny Hart und Emilie Ragot am besten da, und wir erwarteten gespannt die Quali.

Samstag Vormittag kamen wir etwas später auf der Strecke an, jedoch früh genug um noch einige Trainingsläufe zu beobachten. So wurden wir noch im Lift Zeugen eines originalen Danny Hart Whips.

Gerade war eine Abordnung des olympischen Komitees mitsamt Fackel eingetroffen. Tracy Moseley wurde die Ehre zuteil, sie ein Stück die Worldcupstrecke hinunter zu befördern. Unter begeisterten Zurufen („Don´t drop it!“) kam sie dem vor laufenden Kameras nach. Zeit, unseren geliebten Sport olympisch zu machen!

Die Sonne brannte zeitweise gnadenlos auf uns herab, wenigstens hielten sich die Midges bedeckt. Der Track war völlig trocken, hart wie ein Brett und gerade in der oberen Region, oberhalb der Baumgrenze, fast durchgehend von feinem Staub bedeckt. Dadurch wurde es einerseits wahnsinnig schnell, stellenweise aber auch unkontrollierbar.

In der Qualifikation wurde dies Aaron Gwin zum Verhängnis, er stürzte im ersten Streckenabschnitt gleich zweimal, innerhalb weniger hundert Meter, was ihn zum ersten Platz über zehn Sekunden kostete und auf Rang 29 schickte. Wo blieb eigentlich Peaty? Wir ergatterten eine Ergebnisliste. DNF? Er ist verletzt, hiess es, verliess nach der Startbude direkt wieder die Strecke.

Die Top 5 im Qualifikationslauf Men:
1. Marc Beaumont 4:42:440
2. Gee Atherton 4:43:480
3. Danny Hart 4:44:098
4. Steve Smith 4:45:369
5. Sam Blenkinsop 4:45:655

Top 5 Women:
1. Rachel Atherton 5:15:146
2. Myriam Nicole 5:25:106
3. Floriane Pugin 5:26:745
4. Emilie Siegenthaler 5:33:701
5. Tracey Moseley 5:36:466

Viel zu früh kam der Sonntag Morgen. Es hatte nachts schon angefangen zu regnen, und noch war kein Ende abzusehen. Gummistiefel waren das Mittel der Wahl. Während das Wetter der oberen Hälfte des Tracks nur gut tat, bekam die untere Hälfte, insbesondere die neu angelegten Sektionen einen ganz neuen Charakter.

Die Pfützenbildung machte die Standplatzwahl für die Zuschauer zu einer echten Aufgabe: war der gewählte Untergrund einigermassen trittfest, drohte immer noch Sprühschlamm von der Strecke.

Diesmal stellten wir uns weiter unten auf, an den schnelleren Passagen. Die Finalläufe der Mädels fangen an, es wird allmählich schneller, dann kommt Emmeline Ragot mit irrem Tempo, sie war im Qualilauf gestürzt, im Finale macht sie es mehr als wett. Es geht weiter, Moseley, Molcik, Hannah, Siegenthaler, Pugin, Nicole und Atherton. Anhaltender Lärm aus Richtung des Ziels, unmöglich zu sagen was da unten vor sich geht. Keine Zeit, Men´s Finals!

Rude und Tetzlaff machen den Anfang, wir wandern zügig in Richtung Jumpline. Keine Spur von Andreas Sieber. Lehikoinen rast vorbei, da kommt Sieber, gemächlich mit plattem Hinterrad. Wir nähern uns der Brücke vor den ersten Sprüngen, halten kurz an um Johannes Fischbach anzufeuern. Kurz nach dem ersten Stepdown beziehen wir Position, gerade richtig, da kam auch schon Brendog.
Nick Beer und Aaron Gwin fliegen vorbei. Wahnsinn! Gwin donnert über die Sprünge und hat noch Luft! Sam Dale, Remi Thirion, Andrew Neethling, und da kommt Peaty! Mit verletzter Sehne kann er die Strecke nur abrollen, aber macht trotzdem eine gute Figur, der Jubel ist ihm sicher!

Loic Bruni huscht über die Sprünge, der Junior des Lapierre Teams sieht irre schnell aus, gefolgt von Joseph Smith und Matthew Simmons. Sick Mick und Brook Macdonald geben ihr Bestes, Cam Cole und Josh Bryceland, die Kommentare von weiter unten werden aufgeregter, doch der Jubel hört sich immer mehr nach „reicht nicht“ an! Da kommt Sam Hill, fokussiert und sauber, Greg Minnaar als nächstes, dann Sam Blenkinsop, weitere OOOOOHH´s vom Ziel. Steve Smith düst vorbei. Dann kommt Danny Hart, er scheint zeitlich etwas angespannt, keine Whips. Gee Atherton, pedalierend wie Irre, und Marc Beaumont. Ein weiteres enttäuschtes Tosen der Menge, die Spannung hier oben ist kaum zu ertragen.

Wir rennen zum Ziel, Aaron Gwin mit 0,8 Sekunden vor Danny Hart und 2,5 Sekunden vor Gee Atherton! Bei den Ladies setzte sich Emmeline Ragot vor Rachel Atherton und Myriam Nicole durch.

Wir feierten die Sieger entsprechend mit zwei Pints einheimischen Gebräus und beobachteten in entspannter Haltung die obligatorische Sektschlacht. Der vergangene Tag hinterlässt mich nur umso gespannter sein auf Mont Saint Anne!

Aber bis dahin, All Eyes on Innerleithen!

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